1Nietzsche, Ein Verdacht gegen die Moralbegründung, 1888: Es würde uns Zweifel gegen einen Menschen machen, zu hören, daß er Gründe nöthig hat, um anständig zu bleiben: gewiss ist, daß wir seinen Umgang meiden. Das Wörtchen “denn” compromittirt in gewissen Fällen, man widerlegt sich mitunter sogar durch ein einziges “denn”. Hören wir nun des Weiteren daß ein solcher Aspirant der Tugend schlechte Gründe nöthig hat, um respektabel zu bleiben, so giebt das noch keinen Grund ab, unseren Respekt vor ihm zu steigern. Aber er geht weiter, er kommt zu uns, er sagt uns ins Gesicht: “Sie stören meine Moralität mit Ihrem Unglauben, mein Herr Ungläubiger; so lange Sie nicht an meine schlechten Gründe, will sagen an Gott, an ein strafendes Jenseits, an eine Freiheit des Willens glauben, verhindern Sie meine Tugend...Moral: man muß die Ungläubigen abschaffen, sie verhindern die Moralisierung der Massen.”